Seit Beginn der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Kontaktsperre hat man vom Deufringer Chor conTakt nichts mehr gehört. Singen ist mit einem großen Ansteckungsrisiko verbunden, weil dabei vermehrt Aerosole in der Atemluft frei werden, die dann zur Ansteckung von danebenstehenden Personen führen können.
So blieb über Wochen der Kontakt im Chor auf Telefonate oder Video-Schaltungen begrenzt. Zu Hause alleine üben ist nun aber auch nicht sehr befriedigend, so wurde immer wieder überlegt, wie man die Sänger/Innen doch zusammenbringen kann. Ein Lichtblick war nun eine Empfehlung des Deutschen Chorverbandes, die - unter Berücksichtigung von strengen Hygienevorschriften und Vorlage eines Hygienekonzepts – Proben des Chores bevorzugt im Freien möglich macht, wenn die Proben zur Vorbereitung einer Veranstaltung notwendig sind. Da im Oktober unser Jahreskonzert geplant ist, wurde ein entsprechender Antrag an die Gemeinde gestellt, die das vorgelegte Konzept prüfte und dem Chor dann grünes Licht gab.Die Gemeinde Aidlingen stellte ein ausreichend großes Grundstück auf dem Venusberg zur Verfügung, und so kam es, dass in der vergangenen Woche bei herrlichem Wetter eine große Schar „Singfreudiger“ in Richtung Venusberg wanderte, etliche kamen sogar mit dem Rad, bepackt mit Klappstühlen, Notenblättern und Getränken. Sogar zwei Djemben, deren Trommelklänge einige Lieder begleiteten, wurden auf einem Fahrrad herbeigebracht.
Herbert Marxen, der Vorstand des Chores, nahm seine Aufgabe als Hygienebeauftragter sehr ernst und überwachte – ausgerüstet mit einem Meterstab - den ausreichenden Abstand. Renate Rapp führte die vorgeschriebene Anwesenheitsliste.
Bei herrlichem Wetter saßen die Chormitglieder im Grünen im Halbrund und begrüßten Miriam Klüglich, die Chorleiterin, die es mit Bravour verstand, die ungewohnte Situation zu meistern. Üblicherweise begleitet Miriam den Chor auf dem Klavier, aber ein Klaviertransport zum Venusberg war doch etwas zu aufwändig, deshalb griff Miriam zur Blockflöte und half so den Sängern, den richtigen Ton zu finden.
Vogelgezwitscher und Grillenzirpen begleiteten die ungewohnten Klänge im Naturschutzgebiet, und man merkte allen Chormitgliedern die große Wiedersehensfreude an und auch die Freude, wieder einmal miteinander singen zu können. Mit „Ode an die Freude“ von Beethoven wurde die ungewohnte Chorprobe eingeleitet. Selbst nach so langer Chor-freier Zeit fanden die Sänger musikalisch rasch wieder zueinander, bei den afrikanischen Liedern wurde der fetzige Rhythmus durch Djemben und eine Rassel verstärkt.
„Das gibt uns allen wieder neuen Schwung“, lachte Inge, und als bei untergehender Sonne zum Abschluss die „Hymne an die Nacht“ von Beethoven erklang, waren sich alle einig: So schön war das Singen schon lange nicht mehr!
Gudrun Wick-Friedrich